(SR) Der Glücksspielschwarzmarkt in Deutschland und seine nur wenig erfolgreiche Bekämpfung sind zentraler Bestandteil für eine möglichst sichere Spielmöglichkeit der Spielerinnen und Spieler. Leider wirkt der legale Markt häufig als die weit weniger schmackhafte Tomate.
Dabei ist auch der Umfang des illegalen Angebotes umstritten. Während der Zwischenbericht des Glücksspielstaatsvertrages ihn mit etwa sechs Prozent beziffert, sprechen viele Anbieter von bis zu einem Drittel des Marktes. Verlässliche und eindeutige Zahlen, wie groß der illegale Markt nun tatsächlich ist, existieren aktuell nicht. Auch die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder (GGL) weist darauf hin, dass die Erhebung von Daten zum illegalen Angebot sehr komplex ist. Auch wenn beim Umfang die Meinungen auseinander gehen, so ist eines doch sicher, egal ob Regulierer, Vollzug oder lizenzierter Anbieter alle wollen den Schwarzmarkt minimalisieren. „Denn wenn Illegalität zur Normalität wird, haben wir als Rechtsstaat und Demokratie ein Problem“, konstatiert Nico Weinmann, Mitglied der Landtagsfraktion FDP/DVP in Baden-Württemberg, auf dem Deutschen-Glücksspielkongress in Berlin. Das man den Schwarzmarkt niemals vollständig beseitigen kann, macht auch die Aussage von Dr. Jörg Pietsch, Leiter des Arbeitsstabs des Beauftragten der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen, deutlich. Eine vollständige Deregulierung des Glücksspiels kann aber keine Lösung sein. Denn ein komplett unregulierter Markt würde Spielerinnen und Spieler stark gefährden, schließlich sei Glücksspiel immer noch die Sucht mit der höchsten Selbstmordrate, erklärt Pietsch weiter. Was kann also getan werden, um dem Schwarzmarkt und seiner gefährlichen Wirkung entgegenzutreten?
Vollzug stärken
Die offensichtlichste Antwort ist die den Vollzug an sich zu stärken. Schließlich spreche man im Rahmen des Schwarzmarktes nicht von einem Vollzugsdefizit, sondern von einer Vollzugsüberforderung, wie Manfred Stoffers, Vorstand der Merkur Group, darlegt. Die Polizei und Ordnungsämter kommen schlicht nicht hinterher mit der Bekämpfung. Ein Grund für die Problematik bei der Bekämpfung ist sicherlich auch das der illegale Markt vielfach von der organisierten Kriminalität genutzt wird. Neben zusätzlichem Personal für Polizei und Ordnungsämter sind sicherlich auch neue Hilfsmittel wie das IP-Blocking im Online-Bereich gute Wege, dem illegalen Angebot entgegenzutreten. Carsten Bringmann, Rechtsanwalt Noerr Partnergesellschaft, weist IP-Blocking und auch den Verbleib des illegalen Glücksspiels im Strafrecht als scharfe Schwerter des Vollzuges aus.
Kanalisierung
Ein anderes Mittel zur Bekämpfung des Schwarzmarktes ist die Steigerung der Attraktivität des legalen Angebotes. Ein legales Angebot, dem die Betreiber nicht so einfach nachkommen können. Stoffers versucht die Problematik mit dem Vergleich dem Lebensmittelhandel: Wenn man dort feststellt, dass die Tomaten immer wässriger und geschmackloser werden, gehen sie zum kleinen Lebensmittelhandel um die Ecke, wo die Tomaten wirklich gut schmecken. Genau das passiert auch in der Glücksspielindustrie die Spielerinnen und Spieler suchen sich ein für sie attraktiveres Spiel das häufig nur im illegalen Markt zu finden ist. Der Lebensmittelhandel kann nun wieder die Qualität seiner angebotenen Tomaten erhöhen die Glücksspielbetreiber können dies aufgrund der Regulierung meist nicht. Bei der Kanalisierung ist es immer ein Abwägen zwischen Spielerschutz und Spielerfreude.
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